Diese heftigen Durchblutungsstörungen führten letztendlich auch zur Amputation meines rechten Unterschenkels, wobei man selbst da von Glück reden kann, da anfangs beide Beine in großer Gefahr waren. Das linke war im Unterschenkel stark marmoriert, das rechte sogar bis zum Oberschenkel.

 

Durch eine Gefäßerweiterung wurde auch noch versucht, das rechte Bein zu retten, was allerdings nicht mehr möglich war.

 

Mein Mann, der innerhalb der ersten sehr kritischen Tage übers Amtsgericht zu meinem gesetzlichen Betreuer bestimmt wurde, musste der Amputation zustimmen. Die Aussage war aber gleichzeitig, dass selbst, wenn er nicht zustimmt, es trotzdem gemacht wird. Dann wäre es ein medizinischer Notfall. Er hat auch keine Sekunde gezweifelt, später sagte er mal zu mir: "Ob nun mit einem Bein oder mit zwei Beinen, das ist sowas von egal! Hauptsache, du bist überhaupt da!"

 

Hätte man mich vor 5 Jahren gefragt, hätte ich gesagt, eine Amputation ist eine der schlimmsten Sachen, die einem passieren können. Seitdem es mir wirklich passiert ist, gab es keine Sekunde, in der ich es wirklich schlimm gefunden habe. Natürlich nervt es mich manchmal, dass ich nicht einfach mal schnell hinter Lina her rennen kann oder dass ich mich nicht mehr hinhocken kann, aber man gewöhnt sich schnell dran und findet andere Wege, seine Ziele zu erreichen und Hindernisse zu überwinden.

 

Ich kann mich erinnern, dass ich im Krankenhausbett mal halbwegs aufwachte, das muss in der Phase gewesen sein, als ich schrittweise aus dem Koma zurück geholt wurde, und feststellte, dass an meinem rechten Bein ein Stück fehlte. Zum Glück war ich da in so einer dämmerigen Verfassung, dass ich nur kurz dachte: "Was ist denn da los? Hatte ich jetzt einen Unfall oder was? Und wo bin ich überhaupt? Ach, eigentlich auch egal! Ich schlafe mal lieber weiter!" An diesem oder vielleicht auch am nächsten Tag (sie kamen jeden Tag für viele Stunden, aber ich bekam es eben am Anfang viele Tage nicht bewusst mit) kamen auch wieder mein Mann und meine Mutti zu Besuch, die vorher überlegt hatten, wie sie mir beibringen können, dass mir ein Bein abgenommen werden musste und dass ich überhaupt schwerkrank war bzw. bin. Ich konnte zwar nicht sprechen durch den Luftröhrenschnitt wegen der Beatmung, mit diesen schrecklichen Sprechkanülen kam ich überhaupt nicht klar, zum Glück. Aber ich hab ihnen mit Handzeichen klar gemacht, dass mein Bein ab ist. Sie wussten das natürlich schon, aber waren sehr erleichtert, dass ich es scheinbar auch gut aufgenommen hatte. Dann erzählten Sie mir die ganzen Sachen, die passiert waren. Zum 1. Mal von gefühlten 1000000 Mal - ich habe noch sehr, sehr oft nachgefragt und mache das manchmal heute noch.

 

Naja, Fakt ist: Bein ab - immernoch besser als arm dran. ;) Außerdem hab ich jetzt eine echt schicke Prothese (siehe Foto unten) mit einem tollen (teuren) Fuß (nach langem Kampf mit der Krankenkasse) und komme mit damit auch ziemlich gut klar!

 

Mein Mann hat sich zwischenzeitlich beruflich umorientiert und hat diesen Sommer eine neue Berufsausbildung angefangen, und zwar zum Orthopädietechniker. D.h. ich habe meinen persönlichen Profi dann immer an meiner Seite!

Die wahrscheinlich schickste Prothese der Welt!
Die wahrscheinlich schickste Prothese der Welt!

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