Mein neues Zweirad und ich!

Ich hab was aufzuholen, merkt ihr‘s?

 

Ich hatte hier ja schon angekündigt, dass ich mir spontan noch eine Woche vorm Urlaub ein neues Fahrrad bestellt hatte und ganz gespannt war.

 

Wie es dazu kam? Naja, das Mountainbike war irgendwie nicht so optimal für mich, das war beim Kauf aber noch nicht so bekannt bzw. durchdacht, weil die Erfahrungen ja erst noch gemacht werden mussten.

 

Es kostete mich schon beim Losfahren Überwindung, weil ich mich vorm Anhalten gruselte.

 

Erstens saß ich nicht bequem drauf, weil ich beim Anhalten noch im Sitzen schon Bodenkontakt mit dem Fuß brauchte, um nicht jedesmal umzufallen. Zehenspitzentippelei geht da nun mal nicht (mehr).

D. h. der Sattel war eigentlich viel zu niedrig für mich und ich musste somit die Knien beim Treten „fast bis zu den Ohren ziehen“, was es wiederum auf der Prothesenseite echt unbequem in der Kniekehle machte. Zusätzlich hatte ich durch das Vorbeugen vom Oberkörper das Gefühl, die ganze Zeit auf’s Nierchen zu drücken – war wahrscheinlich Kopfsache, trotzdem doof.

 

Alles in Allem also nicht grad schön!

 

Jetzt fragt sich vielleicht der Ein oder Andere, warum ich’s dann nicht lasse mit dem Fahrradfahren. ;)

 

Weil ich 1. ´ne Vollmeise habe und 2. mir von nichts und niemandem aufzwingen lassen will, kein Fahrrad fahren zu können. :P

 

Und so grundsätzlich hat das Fahren an sich ja auch Spaß gemacht, nur das Anhalten eben nicht.

 

Und da unser Tochterkind mittlerweile ein echter Radfahrer ist, ist es ja superdoof, wenn man sagen muss: „Nein, Mama kommt nicht mit. Fahr mit Papa alleine. Mama bleibt hier und guckt dumm.“ :P

 

So entstand eine Woche vorm Urlaub der Gedanke, dass es da noch was anderes geben muss, was besser für mich geeignet ist und trotzdem kein „Behindertenfahrrad“ ist. Erst hab ich mich gesträubt so eine uncoole „Studentenkutsche“ (das Töchterlein nennt mein neues Fahrrad jetzt immer liebevoll so) zu bekommen, aber dann hab ich mir doch mal ein paar angeguckt und mich auf der Stelle verliebt in dieses Ding. Die Farbe, die Reifen – plötzlich hatte ich Herzchen in den Augen.

 

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Das allerbeste an dem Fahrrad war, dass man etwas über die Flat Foot Technology lesen konnte. Was das ist? Man sitzt superbequem, die Pedale sind nach vorn versetzt, sodass man die Knien nicht so stark beugen muss beim Treten. Und wie der Name schon sagt, man steht beim Anhalten mit dem ganzen Fuß, nicht nur auf Zehenspitzen. Optimal also für mich mit dem verbliebenen Fuß, der ja nun mal steife Zehen hat und noch ein paar andere Probleme.

 

Aber Mist: Rücktritt! Ob das was wird? Nee, lieber vernünftig sein und weiter suchen.

 

Und dann: große Freude, fand ich einen Shop, wo es genau DAS Fahrrad mit Freilauf gab. Juhuuuu!! Gleich mehrmals lesen, ob es denn auch stimmt und dann bestellen. :)

 

Hab dann mit der Versandabteilung dort auch noch telefoniert, um sicherzugehen, dass es wirklich noch vorm Urlaub ankommt und dann kam es so an, dass mir noch genau ein Tag zum Testen blieb.

 

Ich war alleine zu Hause und hab keine Ahnung, wenn es um das Montieren von Fahrrädern geht, also hab ich nur kurz geschaut, ob es die richtige Farbe (sowas ist für Frauen ja enorm wichtig) hat und dann ungeduldig gewartet, bis der beste Mann der Welt abends nach Hause kam, um es fahrtüchtig zu machen.

 

Und dann die große Enttäuschung: Ein Fahrrad mit Rücktritt!! Was jetzt!? Für einen Umtausch bleibt keine Zeit mehr. Aber Rücktritt? Wird das was mit einem unechten Bein und einem sehr eingeschränkten Bein?!

 

Zuerst hab ich mal beim Händler angerufen. Zum Glück war dort im Versand zum Freitagabend keiner mehr da und der Anruf wurde von einem Monteur entgegengenommen, der wenigstens Ahnung von Fahrrädern hatte. Er hat mir gesagt, dass es genau dieses Fahrrad nämlich gar nicht ohne Rücktritt gibt. Es war also ein Fehler in der Artikelbeschreibung. :(

 

Naja, Fakt war: Die Zeit reichte eh nicht aus und die Wunschfarbe hätte es auch bei einem Umtausch nicht gegeben, da nur so verfügbar, wie es in unserer Garage stand. Also – probieren! Wird schon irgendwie gehen. :)

 

So ist Familie K. also am nächsten Tag zur Probefahrt aufgebrochen, d.h. erste Fahrradtour mit dem neuen Fahrrad.

Es lief auch alles prima. Bis auf dem Rückweg kurz vor zu Hause mich eine kurze Situation etwas aus der Fassung brachte und ich falsch reagiert habe und dummerweise tatsächlich versehentlich dabei auch noch den Rücktritt ausgelöst habe. :(

 

Wie ich es gemacht habe, weiß ich nicht, aber ich ließ das Fahrrad los und sprang ab – noch in der Luft sah ich mich schon liegen und dann passierte was echt Krasses: Ich landete auf dem Prothesenfuß – glücklicherweise hatte ich gerade einen anderen Testfuß für kurze Zeit – sprang (federte) damit vom Boden automatisch wieder ab und landete sicher auf beiden Beinen. Ich war total perplex. Mit meinem normalen Fuß hätte das nie im Leben so funktioniert. Da wäre ich gnadenlos weggesackt und mit Wucht auf dem gepflasterten Weg gelandet. Wahrscheinlich nicht ohne die ein oder andere Schramme, wenn nicht sogar Schlimmeres – und das so kurz vorm Urlaub. Puuuh, Glück gehabt! :D

 

Und das neue Fahrrad? War unsanfter gelandet als ich. Glücklicherweise hat der Lack nichts abbekommen, aber eine Pedale, ein Lenkerstopfen und die neue saucoole Klingel haben es nicht ohne Macken und Kratzer überstanden.

 

Nun ja, ohne Rücktritt wäre das nicht passiert, also hab ich eine Mail an den Händler geschrieben, da ich beim Kauf ja aufgrund der Artikelbeschreibung davon ausgehen musste, ein Fahrrad ohne Rücktritt zu bekommen.

 

Es stellte sich dann raus, dass die fehlerhafte Bescheibung vom Hersteller direkt kam und einfach so übernommen wurde. Später zeigte sich, dass es anderen Händlern ebenso ergangen war, denn ein paarmal fand ich das Fahrrad dann noch ohne Rücktritt.

 

Der, bei dem ich bestellt hatte, hat auf jeden Fall top reagiert. Denn ein paar Tage später erreichte mich ein Paket. Der Inhalt? 2 neue Pedale, 4 Lenkerstopfen, meine Klingel nochmal in neu und noch extra als kleine Entschädigung eine Lenkerblume. Nicht zu vergessen die unzähligen Tüten Haribo, über die sich das Töchterlein gefreut hat. :)

Das nenne ich doch mal Kundenservice. :)

 

Also, wenn ich nochmal was brauche, ich weiß, wo ich bestelle! Und wenn ihr mal ein richtig cooles und bequemes Fahrrad braucht, dann einfach hier mal reinschauen:

 

Beachcruiser.de bzw.Radfieber Köln

 

Kann ich nur empfehlen! :)

 

 

Mittlerweile hab ich mich an den Rücktritt gewöhnt und es kam zu keinen weiteren Vorfällen dieser Art. :P

Im Urlaub sind wir dieses Jahr dann richtig schön Fahrrad gefahren. Hat echt Spaß gemacht. Und einmal gab es ein lustiges (ok, lustig ist echt fies, aber wir haben uns abends darüber noch fast totgelacht) Erlebnis.

 

Wir fuhren meistens in dieser Reihenfolge: Papa, dahinter Tochterkind, dahinter Mama. Nun war dort ziemlicher Fahrradbetrieb und es kommen einem oft Leute auf Rädern entgegen, die alle freundlich grüßen.

 

So auch an diesem Tag, ich sehe ein Pärchen auf uns zukommen – er vorneweg, sie hinterher. Meine beiden waren an denen schon vorbei und plötzlich rumst es gewaltig. Sie hatte aus irgendwelchen Gründen ihren Lenker verrissen und sich so richtig schön quer über ihr Fahrrad gelegt. Ich hab dann angehalten. Er hatte den Rums auch gehört, schmiss sein Fahrrad an den Rand und brüllte los: „Och Schatzi, Mensch, was machsten du?! (Zog sie vom Boden hoch.) Na klar, wieder das Handy in der Hand!! Ich glaub’s nicht! Sag mal, spinnst du?! Immer dieses Scheißhandy!! Jedesmal!! Guck mal, wie du jetzt aussiehst! (Wange aufgeschrammt) Meine Güte!“ Sie sagte kein Wort und er hörte gar nicht mehr auf.

 

Ich war abgestiegen, hatte gesehen, dass sie klarkommen und ihr nichts passiert war und schob nun mein Fahrrad an ihnen vorbei – dabei musste ich mir über diese filmreife Szene ja schon so’n bisschen das Lachen verkneifen (ich weiß – fies :P – aber das war einfach eine Situationskomik ohnegleichen und sowas wirkt bei mir ja immer – ich lach mich ja generell sowieso ständig kaputt).

 

Was war in der Zeit nun vor mir passiert, also bei meinen beiden? Stephan war schon weiter vorn, hinter einer Kurve, Lina zwischen uns hatte den Sturz auch gehört und ging davon aus, dass ich es war – naja, bisher war ich immer die, die es erwischt hatte. :P Sie drehte also um, um zu mir zu kommen und mir zu sagen: „Boah Mama, ich hab das gehört und dachte, du bist hingefallen!“

 

Stephan wiederum hatte gesehen, dass Lina plötzlich umgedreht war und dachte: „Da muss was passiert sein!“ Kam also auch zurück. Sah im ersten Moment jemanden mit Fahrrad liegen, naheliegend dass ich es war, stellte fest, es war wer anders und schlussfolgerte, dass ich es dann womöglich ausgelöst haben könnte. Naja, so schlimm bin ich nun auch wieder nicht. :P

 

Ich schob noch immer als er bei mir ankam, kämpfte noch immer mit dem Lachkrampf, der in mir drin anfing, endlich rauszuwollen und formte nur mit den Lippen: „Ich war’s nicht!“

 

Abends zurück im Ferienhaus kamen wir nochmal auf das Thema und Stephan sagte: „Und auch keinen Helm aufgehabt! Stell dir vor, die hätte so einen aufgehabt, wie du letztens angeguckt hast im Netz! Da hättest du dich nicht mehr eingekriegt vor Lachen!“ Und da ging’s dann los: Ich hab so dermaßen lachen müssen, dass mir mal wieder die Tränen liefen und ich dachte, ich kann nie wieder aufhören!

 

Warum? Darum!

 

Ist bestimmt ein guter Schutz, sieht aber nun mal verdammt bescheuert aus. :D

Und hier nun noch ein paar Fotos für euch. :)

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Kommentare: 3
  • #1

    Christiane Schröder (Donnerstag, 04 September 2014 15:38)

    Meine Bewunderung gilt Ihnen, Ihrer Kraft, Ihrem Mut, Stärke und Ihrer Familie!! Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Humor und bewahren Sie sich Ihre positive Einstellung.

  • #2

    Alina Senker (Sonntag, 03 Juli 2016 19:21)

    was für eine rührende Geschichte :) ich freue mich sehr für dich :)


    ich habe mich sehr viel mit Medizin beschäftigt, da es auch zu einem Fall in meiner Familie kam. durch http://www.meinetransplantation.at/ konnte ich viele Informationen bekommen auch andere Erfahrungsberichte lesen und sogar mit Experten in Verbindung treten.


    es freut mich, dass für dich alles so gut geklappt und bleib weiterhin so positiv :)

  • #3

    Oliver Klatt (Freitag, 15 Juli 2016 22:21)

    Meine absolute Hochachtung!
    Ich bin selbst Krankenpfleger und habe viele Menschen wie sie kennengelernt, leider wissen wir Pflegekräfte nie wie es nach der Intensivstation weitergeht. Vielen dank für Ihren Blog und meine absolute Hochachtung für ihre Willenskraft!

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